Unter LRS ist eine Schwäche beim Erlernen des Lesens und des Rechtschreibens bei normaler bis sehr guter Intelligenz zu verstehen. Sie ist eine Teilleistungsstörung, die verschiedene Ursachen haben kann.
LRS-Klassen in Sachsen
Der Freistaat Sachsen ist das einzige Bundesland, in dem Kinder mit einer ausschließlich von den Stützpunktschulen (LRS) diagnostizierten Lese-Rechtschreib-Schwäche in speziell dafür eingerichteten Klassen unterrichtet werden. Die Clemens-Thieme-Grundschule Borna ist Stützpunktschule für LRS und bietet die Beschulung der Klassenstufe 3 über ein Dehnungsjahr (2 Schuljahre) sowie ggf. die Diagnostik nach Klasse 3 an.
Aufnahme in eine LRS-Klasse
Kinder, die im Lesen und/oder Schreiben auffällig sind, werden bei uns zu einer mehrtägigen Überprüfung des aktuellen Leistungsstandes eingeladen. Ziel ist es, Defizite zu erkennen und Empfehlungen für die weitere Schullaufbahn zu geben. Überprüft werden neben Lautsicherheit, Lesefähigkeit, Lesetempo und Sinnerfassung auch die Wahrnehmung der Lautsprache, lautgetreues Schreiben und die Merkfähigkeit auch mathematische Inhalte. Die ausgebildeten Diagnostiklehrkräfte werden dabei von einem Schulpsychologen und einer Sprachheilpädagogin unterstützt. Nach Auswertung der Testunterlagen werden für jedes Kind a) ein Entwicklungsplan oder b) Förderhinweise erstellt, um es bei seinem entsprechenden Kenntnisstand abzuholen und gezielt zu fördern. In einem Auswertungsgespräch erhalten die Personensorgeberechtigten eine Empfehlung für die weitere Beschulung des Kindes. Eltern, deren Kinder in einer LRS-Klasse lernen sollen, können an der jeweiligen Stützpunktschule einen Antrag auf Schulaufnahme ihres Kindes stellen. Sie erhalten dann von der Schule einen Bescheid, ob Ihr Kind in einer der beiden LRS-Klassen unterrichtet werden kann.
Lernen in einer LRS-Klasse
Ziel des speziellen Unterrichts ist es, den Lehrplan der dritten Klasse über ein Dehnungsjahr zu vermitteln. Voraussetzung dafür sind Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben. Deshalb wird im ersten Schuljahr 3/I die Zuordnung der Laute zu den Buchstaben, das Erlernen der Schreibschrift sowie die Lesetechnik mit verschiedenen Methoden wiederholt. Ein ständiges Wahrnehmungstraining, wie z.B. das Training der optischen Differenzierung, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Im Dehnungsjahr der Klassenstufe 3/II werden die Kinder so weit wie möglich an die Lehrplanziele aller dritten Klassen herangeführt, so dass sie dann in Klasse vier wieder an ihren Stammschulen unterrichtet werden können.
Nach dem Motto „ Wer langsam lernt, braucht nicht mehr Druck, sondern mehr Zeit“ erhält jedes Kind ein Mehr an pädagogischer Zuwendung. Speziell fortgebildete Lehrerinnen vermitteln mit teils auch ungewöhnlichen Methoden, wie z.B. den Kieler Lautgebärden, den Unterrichtsstoff.
Gezielte Einzelförderung, eine höhere Anzahl an Förderstunden, geringe Klassenstärken sowie Einzelarbeitsplätze bilden den äußeren Rahmen.
Erfahrungen der vergangenen Jahr zeigen, dass viele Kinder, die unsere LRS-Klassen besucht haben, einen guten Übergang zur Klasse 4 und später zur Klasse 5 in alle weiterführenden Schulformen (Oberschule, Gemeinschaftsschule, Gymnasium, etc.) geschafft haben.
Zum Alltag einer Schülerin und eines Schülers in einer LRS-Klasse gehört aber auch der zweimalige Klassenwechsel nach Klasse 2 und nach Klasse 3 in eine Klasse 4, die, zurück an der Heimatschule, durch das zusätzliche Dehnungsjahr nicht mehr die „alte“ Klasse sein kann. Weiterhin gehört es zum normalen Schultag meist den langen Schulweg im Sammeltaxi bzw. Bus zurückzulegen. Wegen dieser sozialen „Losgelöstheit“ der Kinder durch die Klassen- bzw. Schulwechsel empfehlen wir den Eltern, ihr Kind auch in unserem Hort anzumelden. Für die zwei Jahre gehört das Kind dann ganztägig unsere Schule.